31 Mag 2025, Sab

Das erste Mal, dass ich einen Fehler gemacht habe

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Der Fehler, der dich prägt

Als ich zum ersten Mal einen Fehler gemacht habe, war ich noch in der Ausbildung. Es war einer dieser überfüllten Dienste mit tausend Dingen auf der To-do-Liste und kaum Zeit zum Nachdenken. Ich hatte eine Anweisung mündlich von einem gestressten Kollegen erhalten. Ich habe nicht nachgefragt, nichts überprüft. Ein alltäglicher Handgriff, mechanisch ausgeführt – der Folgen hätte haben können. Zum Glück ist nichts Schlimmes passiert, aber es hat gereicht, dass ich mich fühlte, als würde mir der Boden unter den Füßen wegbrechen.

Tage lang hat mich dieses Gefühl verfolgt. Kloß im Magen, Schuldgefühle, Scham. Ich konnte nicht schlafen, habe die Szene immer wieder durchlebt. Ein Gedanke ließ mich nicht los: „Ich bin nicht für diesen Beruf gemacht.“ Und für einen Moment habe ich es wirklich geglaubt. Nach und nach begann ich, darüber zu sprechen. Mit einem erfahrenen Kollegen, der zuhörte, ohne zu urteilen. Mit einer Dozentin, die aus dem Vorfall eine Lernsituation machte. Sie sagten nicht „Ist nicht so schlimm“. Aber sie halfen mir zu verstehen: Fehler gehören dazu. Und entscheidend ist, was man danach daraus macht.

Fehler sind keine Ausnahme

Wer in der Pflege arbeitet, weiß: Fehler sind keine Ausnahme. Sie sind ein ständiges Risiko. Komplexe Situationen, unvollständige Informationen, hoher Druck – die Bedingungen sind oft fehleranfällig. Das bedeutet nicht, dass Fehler egal sind. Aber sie müssen mit Reife behandelt werden: erkennen, analysieren, daraus lernen. Dafür braucht es eine Kultur, die Fehler als Teil des Lernens versteht, nicht als persönliches Scheitern.

Weg mit der Schuldkultur

Leider ist die Schuld- und Schamkultur in vielen Bereichen noch tief verankert. Wer einen Fehler macht, schweigt oft aus Angst, abgestempelt zu werden. Doch das Schweigen hat seinen Preis: Fehler wiederholen sich, verfestigen sich, werden zum Systemproblem. Dabei ist das offene Ansprechen von Fehlern ein Akt der Verantwortung – sich selbst und anderen gegenüber. Wer Fehler mitteilt, hilft, sie in Zukunft zu vermeiden. Vertrauen und Zusammenarbeit wachsen.

Führungspersonen, Ausbildner:innen und Tutor:innen haben eine Schlüsselrolle: Sie müssen geschützte Räume schaffen, in denen offen gesprochen werden kann. Und sie sollten selbst mutig genug sein, eigene Fehler zu teilen. Unfehlbare Vorbilder nützen niemandem. Junge Pflegekräfte brauchen echte Beispiele – mit Zweifeln, Unsicherheiten und Rückschlägen.

In der Ausbildung

Ob im Unterricht oder direkt auf der Station: Wenn Lehrpersonen ihre Fehler einbringen, wird der Lernprozess menschlicher und wirkungsvoller. Es entsteht ein Raum für Vertrauen, Offenheit und kritisches Denken. Die Teilnehmenden lernen, dass Fehler dazugehören – und wie man daraus Strategien für die Zukunft entwickelt. Echte Geschichten machen Theorie greifbar und fördern Problemlösekompetenz sowie Resilienz. Beides ist im Gesundheitswesen unerlässlich.

Du bist nicht dein Fehler

Der Fehler ist nicht dein Name. Er ist ein Abschnitt. Eine Station. Eine Lektion – wenn du bereit bist, hinzuhören. Alle machen Fehler: Wichtig ist, was du daraus machst. Bleibst du stehen oder wächst du daran? Verschließt du dich oder beginnst du das Gespräch? Genau daran erkennt man Reife.

Wir sind keine Maschinen. Wir sind Menschen, die mit Menschen arbeiten – oft unter schwierigen Bedingungen. Gerade deshalb ist die Fähigkeit, Fehler zu erkennen, zu reflektieren und offen damit umzugehen, eine der wertvollsten Kompetenzen im Pflegeberuf.

Wer Fehler als Teil des Weges akzeptiert, wird aufmerksamer, verantwortungsbewusster, menschlicher. Und genau das macht am Ende den Unterschied auf der Station.

Und du? Erinnerst du dich an deinen ersten Fehler? Was hat er dir beigebracht?
Vielleicht hilft deine Geschichte jemandem, der gerade dasselbe erlebt.

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