Ein Jahr der Veränderung, des Lernens und der ständigen Präsenz
Das erste Ausbildungsjahr zur Fachfrau / zum Fachmann Gesundheit (FaGe) ist der Einstieg in eine reale, strukturierte Berufswelt, in der Theorie und Praxis von Anfang an miteinander verbunden sind. Es ist kein „Einführungsjahr“ im passiven Sinn – es fordert dich heraus: in deiner Beobachtungsgabe, deinem Handeln, deiner Kommunikation und deiner Reflexionsfähigkeit.
Wenn du erwachsen bist und bereits Lebens-, Familien- oder Berufserfahrung mitbringst, bietet dir dieser Weg eine klare Struktur – aber auch persönliche Herausforderungen. Perfektion ist nicht nötig. Was zählt, ist deine Konstanz und deine Bereitschaft, zu lernen.
Was macht man konkret im ersten Jahr?
Du entwickelst praktische Kompetenzen in folgenden Bereichen:
- Professionalität und Kundenorientierung: du lernst, im Team zu arbeiten, den Arbeitstag zu organisieren, effektiv zu kommunizieren. Du sollst beobachten, Rückmeldungen geben, Abläufe einhalten – und auch deine Grenzen erkennen und Unterstützung einfordern.
- Pflege und Alltagshilfe: du übst Körperpflege, Mobilisation, Unterstützung bei Ernährung, Schlaf, Atmung, Hygiene sowie den Umgang mit Hilfsmitteln. Deine Hände, deine Stimme und dein Blick werden zu Werkzeugen der Fürsorge.
- Einfache medizinisch-technische Handlungen: unter Aufsicht lernst du grundlegende klinische Tätigkeiten (Vitalzeichen messen, einfache Blutentnahmen, Hilfe bei der Medikamenteneinnahme).
- Hauswirtschaftliche und organisatorische Aufgaben: auch logistische und alltägliche Tätigkeiten gehören dazu – sie sind wichtig für das tägliche Wohlbefinden der Klient:innen.
Deine Ausbildung findet in drei Lernorten statt:
- Lehrbetrieb (praktische Ausbildung)
- Berufsfachschule (theoretische Ausbildung)
- Überbetriebliche Kurse (Simulationen und spezifische Kompetenzen)
Was erwartet dich menschlich?
- Du wirst echten Situationen begegnen – mit verletzlichen Menschen, fordernden Angehörigen, anspruchsvollen Teams und engem Zeitplan.
- Du lernst, mit Unvorhersehbarem umzugehen, emotionale Belastung zu tragen und kulturelle Unterschiede zu respektieren.
- Du wirst dein Verhalten reflektieren, Rückmeldungen annehmen und persönliche Gewohnheiten im Sinne des Berufsethos anpassen müssen.
- Du wirst genau dokumentieren und klar kommunizieren müssen – und in deinem Handeln glaubwürdig sein.
Ist das schwierig?
Nicht im klassischen Schul-Sinn. Aber es ist intensiv. Du brauchst mentale Offenheit, emotionale Stabilität, körperlichen Einsatz – und Respekt für die Zeit und den Raum anderer.
Es ist keine Ausbildung, die man nur „besucht“. Sie will gelebt werden.
Tipps für ein gutes erstes Jahr
- Komm ausgeruht: jeder Tag braucht Konzentration und Präsenz.
- Sei pünktlich und zuverlässig: Vertrauen entsteht durch kleine Gesten.
- Stelle Fragen: Neugier ist eine Stärke, keine Schwäche.
- Dokumentiere deinen Fortschritt: das zeigt dir, wie weit du schon gekommen bist.
- Akzeptiere deine Grenzen: Fehler sind nicht schlimm – so zu tun, als ob man keine macht, schon.
Ein Jahr, das den Unterschied macht
Am Ende des ersten Jahres hast du:
- ein klares Bild vom Beruf,
- erste fachliche und soziale Kompetenzen,
- die Fähigkeit, dich in ein Team und eine Organisation einzugliedern,
- Werkzeuge, um das zweite und dritte Jahr selbstbewusster anzugehen.
Du bist noch in Ausbildung – aber schon viel näher daran, eine Fachperson zu werden, die andere kompetent und menschlich begleiten kann.